Über Presse kann sich die Sächsische Polizei nicht beklagen. Naja, jedenfalls nicht über die Quantität. Die Inhalte könnten andere sein. Manchmal erscheinen aber eben auch Artikel, die sich zur Abwechslung mal nicht mit Schlammschlachten hochalimentierter Staatsdiener beschäftigen, sondern mit den (schon fast vergessenen) Widrigkeiten derjenigen, die die Arbeit an der Front machen.
Sachsen unterstützte die Hamburger Polizei am Wochenende vom 26.-28.03. bei einem Einsatz am Rande des Endes der Wehrmachtsausstellung und schickte Kräfte der Bereitschaftspolizei. Gut so! Wir Sachsen helfen gern. Aber schon deutlich vor Abmarsch machten Gerüchte die Runde, die Unterbringung sei für den Großteil unserer Beamten nicht in Hotels zu gewährleisten. Statt dessen sah man die Unterbringung in einer Freilandschule im Hamburger Süden vor. Bis zu 19 Beschäftigte in einem Raum! Von der Morgenpost befragt, was die Gewerkschaft der Polizei davon halte, fand der stellvertretende Landesvorsitzende, Peer Oehler, eindeutige Worte. Nach Besichtigung der Unterkünfte vor Ort fällt sein Urteil noch drastischer aus: "Ich halte es für einen Skandal, mit welcher Leidenschaftslosigkeit Kollegen, die in der Hauptanstrengung eines Großeinsatzes polizeirechtlich und taktisch fehlerlos handeln müssen, in Unterkünfte geschickt werden, die einen Dienstantritt in ausgeruhtem Zustand unmöglich machen. Mir ist es egal, wer dafür verantwortlich ist, aber irgend jemand muss doch mal auf den Tisch hauen und sagen: "Unter diesen Umständen kann ich es nicht verantworten, meine Mannschaft in einen solchen Einsatz zu schicken! Fürsorge sieht anders aus. Ich erwarte dort mehr ministerielles Engagement."
Der Präsident der Bereitschaftspolizei Sachsen Kritisierte im Nachgang in einem Brief an den Hamburger Polizeichef die Unterbringung der sächsischen Kräfte. Bis auf einige sächsische und brandenburger Kräfte waren in Hamburg alle Unterstützer in Hotels untergebracht. Das Innenministerium ließ im Zusammenhang mit der Anfrage der Morgenpost erklären, die Unterbringung sei "hinnehmbar". Dies mussten auch sächsische Einsatzeinheiten erleben, die anlässlich des Besuchs des afghanischen Präsidenten die Berliner Polizei unterstützen. Auch hier für Teile der Beamten unannehmbare Zustände. Oehler: "Wer das als, hinnehmbar` bezeichnet, sollte die Gelegenheit bekommen, ebenso zu arbeiten. Ich denke da an Kabinettssitzungen. Die Regierungsentscheidungen werden bestimmt nicht darunter leiden, wenn das Kabinett bei einer Klausurtagung lediglich nach Geschlecht getrennt übernachtet." Ziel soll es aber nicht sein, diese Unerträglichkeiten zum Standard zu machen. Ziel ist es vielmehr, auch für Polizeibeamte eine menschenwürdige Unterbringung bei Einsätzen zu gewährleisten.