Presse - Parteien bieten Rabatte: Lockruf verhallt ungehört

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Von Ralf Redemund

Mit großem Pomp hat SPD- Generalsekretär Franz Müntefering im Rahmen einer Modernisierungskampagne die "SPD-Card" eingeführt. Seit Oktober 2000 erhalten SPD-Mitglieder neben ihrem Parteibuch auch die "SPD-Card" im EC-Scheck- Karten- Format, mit der es bei rund zwei Dutzend Anbietern Rabatte gibt. Doch der Lockruf der Vergünstigungen verhallt zumindest in Dresden weitgehend ungehört. Es gelang damit nicht, auch nur ein einziges Mitglied zu gewinnen, weiß Klaus Hirschnitz, Geschäftsführer des SPD- Unterbezirks Dresden- Elbe- Röder.

Ob der Kolbenfüllhalter in der exklusiven Willy- Brandt- Edition zum Supersonderpreis, die Victoria- FörderRente zum Sondertarif, ein sozialverträgliches Abo- Angebot der Zeitschrift Öko-Test oder vergünstigte Bücher über den Buchclub Büchergilde (in dem man dann Mitglied werden muß) - die Genossen sind nicht so recht überzeugt von dem Angebot. Und einige schickten ihre "SPD-Card" sogar wieder an Franz Müntefering zurück, wie SPD- Stadtchef Peer Oehler. "Ich stehe für ein Programm, nicht für Rabatt", sagt Oehler. Wenn Vergünstigungen dazu beitragen, dass Bürger unserer Partei beitreten, hätte er seine Probleme damit.

Auf Debatte statt Rabatte setzt auch Unterbezirks- Geschäftsführer Klaus Hirschnitz, der die "SPD-Card" auch noch nie genutzt hat und nicht einmal genau weiß, welche Nachlässe es wofür gibt. Peter von Ruthendorf- Przewoski, Schatzmeister im SPD- Ortsverband Dresden- Mitte, hält die Rabattkarte ebenfalls für relativ sinnlos. Vernünftige Vergünstigungen gebe es nicht. Und er kenne nicht einen, der für die preislichen Verlockungen in die Partei eingetreten sei.

Das gilt übrigens auch für die "Karte Blau-Gelb" der FDP. Laut Renate Poitzsch, Mitarbeiterin im Kreisvorstand, gelang es damit nicht, auch nur ein einziges Mitglied zu gewinnen. Viele Nutzer gebe es nicht. Auf Anhieb fällt ihr nur Alexander Wolf vom Stadtvorstand der FDP in Radebeul ein. Liberale Parteimitglieder sparen mit der Rabattkarte bei Hotelbuchungen oder können zu Sonderkonditionen eine Förderrente abschließen. "Ein normales Mitglied macht das nicht", glaubt Poitzsch.

PDS-ler machen das auch nicht. "Wir haben so etwas nie beraten", gibt Uli Reinsch vom Stadtvorstand Auskunft. Er wüsste auch nicht, wo das nützen könnte. Andreas Jahnel von Bündnis 90/Die Grünen meint, dass seiner Partei für so ein Angebot schlicht die Masse fehle. Die hätte die CDU. Doch eine Rabattkarte sei im Moment kein Thema, sagt Kreisgeschäftsführer Dietmar Haßler, der aber eine Einführung in Zukunft nicht ausschließt.

"SPD-Card"- Info: www.imageshop.de

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