Presse - 2006 sollen Hochhäuser abgerissen sein

zurück
Unruhe bei Bewohnern / Neubau- Planungen bis Mitte nächsten Jahres
Von Bettina Klemm

Seit 1964 wohnt der heute 74-jährige Reiner Gluch im Hochhaus Am Terrassenufer 14. Mit Schrecken hörte er gestern von Abriss- Plänen. OB Ingolf Roßberg sprach in seiner Neujahrsrede davon, dass die beiden Zwölf- Geschosser am Terrassenufer 2006 Geschichte sein sollen.

Das findet Gluch gar nicht gut. "Einen alten Baum verpflanzt man nicht", sagt er. Ihn ärgere besonders, dass mit den Mietern - im Haus gibt es 216 Wohnungen - bisher nicht gesprochen wurde. Unterstützung erhalten die Bewohner von Dresdens SPD- Vorsitzendem Peer Oehler. Die Stadt solle den Betroffenen ihr Konzept ausführlich vorstellen, fordert er.

Unter den Mietern des Hochhauses kursierte gestern ein Brief. Darin heißt es: "Solcherart harte Maßnahmen, wie es ein Abriss ist, könne nur nach langer, ausführlicher Diskussion mit den Betroffenen und nach Diskussion von Alternativen durchgeführt werden." Geschrieben hatte dies Roßberg - 1991 als Stadtentwicklungsdezernent.

Schon nach der Wende hätten sich Denkmalschützer, Stadtplaner und viele Dresdner gern von den beiden Häusern verabschiedet. "Die Einbettung der Stadt in die Landschaft - das macht Dresdens Einmaligkeit aus. Die Hochhäuser zerstören dieses Bild/quot;, sagt Bernd Trommler vom Denkmalschutzamt.

Dafür hatte die Treuhand damals keinen Nerv. Sie verkaufte das Haus mit der Nummer 12, ein ehemaliges Wohnheim, an den Investor Ernst Trapp aus Wesel. Der sanierte und modernisierte den Plattenbau für rund 17,4 Millionen Euro und eröffnete darin 1994 ein Vier- Sterne- Hotel mit 196 Zimmern. 1993 schlossen die Stadt und Trapp einen Vertrag. Der sicherte dem Investor zehn Jahre Bestandsschutz zu. Danach, so auch ein Beschluss des Stadtrates, sollen die beiden Hochhäuser abgerissen werden. Damit ist der Hotelbesitzer jedoch nicht einverstanden. "Wir gehen davon aus, dass unser Hotel Am Terrassenufer noch auf Jahre hinaus betrieben wird", sagt Sohn Max Trapp. Deshalb werde zurzeit auch die Hotelhalle aufwendig renoviert. Das damals eingesetzte Geld habe sich noch nicht amortisiert.

Das zweite Hochhaus ist im Besitz der Stadt und wird von der Wohnbau Nordwest verwaltet. Wohnbau- Sprecher Bernd Felgentreff: "Abrisspläne sind seit langem bekannt. Wir haben deshalb in den vergangenen drei Jahren nur 150 000 Euro für die Instandhaltung eingesetzt." Auch langfristige Mietverträge seien nicht mehr abgeschlossen worden. Die Wohnbau, so fordert Roßberg, solle die Mieter ausführlich über alternative Wohnungen beraten.

Die Rathaus- Planer reden nicht nur über den Abriss. Am nächsten Donnerstag soll der Stadtrat die Ergebnisse des Städtebaulichen Ideenwettbewerbs "Terrassenufer Dresden" bestätigen. Den ersten Preis belegte das Dresdner Architekturbüro Rohdecan (die SZ berichtete). Bis Mitte 2003 soll es für das unmittelbar an der historischen Altstadt liegende Gebiet Planrecht schaffen. Dann, so hofft Architektin Canan Rohde-Can, werden sich auch Investoren finden.

Gegenüber der Synagoge könnte ein Museum für Moderne Kunst entstehen. An Stelle der Hochhäuser weisen ihre Entwürfe ein neues Hotel aus. In der Wettbewerbsjury saß übrigens auch Ernst Trapp. Zu gegebener Zeit, sagte Trapp gestern zur SZ, könne er sich einen Hotel- Neubau vorstellen.

zurück