Presse - Bitte helfen Sie, weil ich auf meinem Dienstweg keine Chance habe...

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Gefahr des Vertrauensschwundes in Teile der Polizeiführung

Im Zusammenhang mit dem Dresdner Ortsderby DSC Dynamo Dresden vom 01.09.2002 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen Kollegen massiven Gewalttätigkeiten ausgesetzt waren, viele verletzt wurden, einige die krassesten Einsatzstunden ihres Dienstes erlebten. Klar, dass die Beamten fragen, ob vieles nicht vermeidbar gewesen wäre, ob der Kräfteansatz stimmte, ob man die Warnungen und Aufklärungsergebnisse vor und während dem Spiel ernst nahm.

In dieser Diskussion sorgte ein Beamter einer Einsatzeinheit der Bereitschaftspolizei mit einem Brief an die Sächsische Zeitung für Aufsehen. Besonders ernüchternd folgende veröffentlichte Zeilen, die sich an die Leser der SZ wenden: Bitte helfen Sie, weil ich auf meinem Dienstweg keine Chance habe, etwas zu verändern, fordern Sie Aufklärung und lassen Sie nicht zu, dass durch einige wenige unfähige Chefs in unseren Reihen das Leben und die Gesundheit der Polizisten auf der Straße aufs Spiel gesetzt wird und den Chaoten freien Lauf gelassen wird, indem man noch einen Tag vor dem brisanten Spiel eine Presseerklärung abgibt, in der man ankündigt, mit sehr wenig Polizei vor Ort zu sein und keinerlei Hilfsmittel zur Verfügung hat, um die Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten.

Nun müssen sich alle Verantwortlichen, ungeachtet taktischer Fehleinschätzungen, vor allem eines fragen: Wie kommt es zu einem solchen Vertrauensschwund? Wie ist er zu beheben? Wie gewinnen wir das Vertrauen unserer Beamten wieder?

Sicher kann man nicht pauschal von einem Vertrauensverlust sprechen. Als Vorsitzender des Personalrates bei der 1. BPA gab Peer Oehler an die Redaktion des BePo- Journals gerichtete Artikel von Beamten weiter, die sich in gleicher Weise dienstintern zu diesem Thema äußern wollten. Auch wenn man im Präsidium der Bereitschaftspolizei leider von der Veröffentlichung, sicher im Hinblick auf den externen Leserkreis des Blattes, Abstand genommen hat, kam umgehend eine Mitarbeiterinfo des Präsidentender Bereitschaftspolizei, in der er auf die Artikel und Meinungen der Beamten einging. so Oehler. Ich fand es gut, dass sich der Präsident vor die Beamten stellte, nicht abwiegelte und die Bedenken ernst nahm. Ich bin mir sicher, dass er dies auch gegenüber dem Dresdner Polizeipräsidenten Pilz so deutlich machte. Genau so muss ein Präsident handeln, wenn Beamte seiner Führung vertrauen sollen!

Wir hoffen, dass die Polizeiführung wach wird. Wenn sich Beamte externe Hilfe holen, dann mangelt es an Vertrauen in die Fürsorge durch den Dienstherrn. Wenn Beamte glauben, sich dienstlicherseits nicht erfolgreich einbringen zu können, werden sich über kurz oder lang vom inneren Dienstverhältnis mit der Polizei verabschieden. Wenn es Trend ist, dass Beamte glauben, sie würden vom Bürger mehr und eher verstanden und unterstützt, muss sich die Führung Gedanken machen, was zu ändern ist. Das Motto muss sein: Mehr Zeit für Mitarbeiterfürsorge, statt Einsatzstundenterror! Mehr Transparenz in Vorschriften zu Gunsten der Beschäftigten, statt Minimalverteiler solcher Schreiben! Mehr Respekt vor der Meinung der Ausführungsebene, statt amtsbezeichnungsgebundenes Hierarchiedenken!

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