Presse - Scheinwerferlicht

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Das Polizistenherz wird einem schwer, wenn man genau betrachtet, wieviel Arbeit es kostet, einen Vorgang zu bearbeiten, bis er abgeschlossen und der Vorgesetzte auch noch zufrieden ist. Wie müssen sich dann erst die Redakteure von Fernsehproduktionen fühlen, wenn man bedenkt, daß für einen Drei- Minuten- Clip in einer Sendung bis zu acht Stunden Dreharbeiten benötigt werden.

Dementsprechend mitfühlend empfingen der Leiter der Führungsgruppe des Dienstortes Chemnitz Schumann und der Pressesprecher der BP Sachsen Lange am 3.2.1994 die Redakteurin beim Lokalfernsehen Chemnitz (täglich gegen Abend auf VOX) mit Kameramann und Assistentin zu Dreharbeiten im Objekt der Bepo Chemnitz - Thema: Frauen bei der Polizei. Was sonst.

Überraschend zeigte sich, daß das Rohmaterial für diesen Clip nach zwei Stunden in "Sack und Tüten" war. Auf der Kassette waren dann ein Interview mit Bert Lange, der - sich aufgrund der Attraktivität der Redakteurin - mit glänzenden Augen über Polizistinnen sprach, eine Aufzeichnung über Zweikampfausbildung in der Judohalle, bei der gezeigt wurde, daß auch die zierlichste Frau mit jedem Mann fertig wird (das wußten wir alle schon vorher, nur die Methode war neu), und ein heranrasender VW-Transporter mit Sondersignal, aus dem nach einem sportlichen Anhalten (zu deutsch: Vollbremsung) einige Beamtinnen in Ausbildung in Einsatzuniform geordnet und trotzdem wie der Blitz sprangen, als ginge es tatsächlich zum Einsatz.

Glanzlicht dieser Reportage waren zweifellos die Interviews mit diesen Mädels und die Meinung eines Beamten in Ausbildung über Frauen in der Polizei. Insgesamt wurde daraus ein Beitrag geschneidert, der der Öffentlichkeit wieder einmal zeigte, daß die Polizei längst keine Männerdomäne mehr ist.

Damit das aber auch endgültig jeder zur Kenntnis nimmt, gab sich am 18.2.1994 gleich die Redakteurin vom Chemnitzer "Stadtstreicher" die Ehre, um einen Artikel über das uns vollkommen neue Thema "Frauen bei der Polizei" zu schreiben. Zur Abwechslung wurden diesmal Einsatzbeamtinnen interviewt, die die Redakteurin davon überzeugten, daß Frauen nicht nur bei der Brieftasche des Mannes, sondern auch im Einsatz (dort allerdings im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen) hinlangen können, wenngleich auch der ebenfalls geladene Einsatzbeamte unterstrich, daß man seitens der Männer immer die schützende Hand in "Bereitschaft" hält. Alles in allem scheint es so, als ob bald ein Mann in Polizeiuniform staunende Blicke erfährt und sich dem Getuschel der Bevölkerung, ob es denn tatsächlich noch Männer in der Polizei gibt, ausgesetzt sehen wird. In diesem Sinne: Auf in den Kampf um die Gleichberechtigung der Männer in den Berichten über die Bepo!!!
(Übrigens, wie wäre es denn mit Gleichstellungsbeauftragten in jeder Hundertschaft - für Männer?!)

PK z. A. Peer Oehler, Chemnitz

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